Hallo Herr Wilhelm,
ich kann Ihnen in diesem Thema nur teilweise zustimmen. Man kann eine Konvertierung von reinen Prozessfarben nicht nur an diesem Punkt im langen Prozess des Colormanagements festmachen.
Zunächst eines: Wählt man die Einstellung "Keine Farbkonvertierung" läuft man unter Umständen Gefahr, dass sich RGB-Bilder im Dokument befinden, die ohne Farbkonvertierung in die PDF geschrieben werden, was zu großen Farbdifferenzen im Druck führen kann. Grafiker, die immer noch an das "Early Binding" glauben, also zuvor zu 100%iger Sicherheit alle Bilder händisch in Photoshop in ein CMYK-Profil konvertiert haben, können Ihre Einstellung getrost wählen. Man sollte jedoch die Stärken InDesigns nutzen und auf "Intermediate Binding" setzen. Das bietet einem fundamentale Arbeitserleichterungen: Bilder werden zumeist in RGB bearbeitet und wurden früher danach konvertiert. Schaltet man die Farbkonvertierung beim Druck- und PDF-Export in InDesign ein, kann man getrost RGB-Bilder in das Dokument einbinden. Man spart enorm Zeit, da man nicht mehr alle Bilder durchgehen muss.
Ein anderes Thema sind Vektorgrafiken und die Dokumentfarben. Hier kann man den von Ihnen beschriebenen Fehler begehen, wenn man die Einstellung "In Zielprofil kovertieren" wählt. Zunächst klingt eigentlich alles richtig, da ich doch z.B. RGB-Bilder konvertieren möchte. Jedoch sollte die Einstellung "In Zielprofil konvertieren (Werte beibehalten)" gewählt werden. Hierbei werden CMYK-Vektorgrafiken und Dokumentfarben nicht angegriffen und deren CMYK-Werte beibehalten.
Wichtig bei der Einstellung "Ziel" das Dokument-CMYK-Profil zu wählen. Ist dieses z.B. "ISO Coated v2 300%" und man möchte gerne eine PDF für den Zeitungsdruck im Profil "ISOnewspaper26v4" exportieren, sollte man die Funktion "Bearbeiten" > "Profile zuweisen" wählen, um eine korrekte Konvertierung zu ermöglichen. Sobald die Einstellung "Ziel" nicht dem Dokument-CMYK-Profil entspricht, werden auch reine Prozessfarben konvertiert, egal ob bei Vektorgrafiken, Pixelgrafiken oder Dokumentfarben.
Einen letzten Problemfall kann es noch geben: Es ist in InDesign möglich CMYK-zu-CMYK-Konvertierung zu aktivieren. Das bedeutet, dass nicht nur RGB-Bilder in ein Ziel-CMYK-Profil beim Export konvertiert werden können, sondern auch alle CMYK-Bilder, die nicht dem Zielprofil entsprechen. Dies kann sehr sinnvoll sein, wenn sich viele CMYK-Bilder mit einem fremden Profil im Dokument befinden. Sind es jedoch Bilder, die Text oder ein Logo enthalten, sollte beachtet werden, dass bei CMYK-zu-CMYK-Konvertierung auch reine Prozessfarben konvertiert werden.
Aus diesem Grund liefert man Logos nämlich am besten als Vektorgrafik und Bilder die Text beinhalten als PDF oder offene Datei (z.B. PSD), um die Vorteile des Textes als Vektoren zu nutzen. Und AI-Dateien speichert man am besten auch ohne ICC-Profil.
CMYK-zu-CMYK-Konvertierung sollte also nur verwendet werden, wenn man sich gut mit Colormanagement auskennt. Man aktiviert sie mit der Einstellung "CMYK: Eingebettete Profile beibehalten" in den "Farbmanagement-Richtlinien" in den "Farbeinstellungen". Die Standardeinstellung hier ist "CMYK: Werte beibehalten (verknüpfte Profile ignorieren)", was bedeutet, dass nur die Prozentwerte der CMYK-Dateien übernommen werden und in das Zielprofil gepresst werden, auch wenn dieses nicht das dem Dateiprofil entspricht.
Soweit zumindest meine Erfahrung und Auffassung diesbezüglich. Ich würde mich freuen, wenn sich noch andere zu diesem Thema äußern würden. Ich bereite gerade neue, einheitliche Colormanagement-Richtlinien in unserem Workflow vor. Sollte ich mich in irgendeinem Punkt irren, wären Hinweise und Tipps es eine große Hilfe für mich.